Wer in Europa ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder mieten möchte, bekommt automatisch einen Wohnungspass mit Angaben zu Materialien und Technologien, beispielsweise der chemischen Zusammensetzung der Wandfarben und Lacke, zu der Herkunft des Holzes der Zimmertüren oder den Oberflächenbehandlungen des Parketts und der Linoleumböden. Diesem Ausweis sind die verwendeten Isoliermassnahmen ebenso ersichtlich wie die durchschnittlich jährliche Energieeinspeisung der Solaranlage.
Käufer oder Mieter sind längst informiert von den Vorteilen dieses Wohnungsausweises und bevorzugen Immobilien, die ihn bereits aufweisen. Wer vermieten oder verkaufen will, ist folglich am Besitz dieses Ausweises interessiert. Das macht gesetzliche Maßnahmen weitgehend überflüssig.
In die Lehrprogramme sind gesamtheitliche, d.h. baubiologische Konzepte integriert. Umweltärzte unterrichten angehende Innenarchitekten im Pflichtfach „Umweltmedizin“ und arbeiten mit Studenten und Dozenten, um kontinuierlich Schritt zu halten mit den Innovationen, auch den versteckten, der chemischen Industrie. Patienten mit unklaren gesundheitlichen Störungen, insbesondere Allergiker, bekommen eine kostenlose Wohnberatung, auch Kinderärzte lassen mit Absprache der Krankenkasse bei chronischer Bronchitis ihrer kleinen Patienten ein Wohn-Chek-Up vornehmen.
Andrée Putman, eine meiner bevorzugten Innenarchitektinnen, hat für ihre Tischkreation „Trois Carats et demi“ Holz aus nachhaltigem Anbau gewählt und die Oberflächenbehandlung ist offenporig.
Der Touch-Dimmer von „Castore Terra“ der zur einzigartigen Standleuchte von Artemide gehört, sendet keine elektromagnetische Strahlung ins Wohnzimmer. Standard von Artemide sind längst abgeschirmte Leuchtkörper. Ich sitze auf meinem Sofa „hamilton“ von Minotti, ganz aus nachwachsenden Rohstoffen und ohne Metallteile unter der Sitzfläche, der Bezugsstoff besteht aus 100 % Naturmaterialien ohne chemische Aufbereitung. Lingne Roset wählt zur Herstellung seiner legendären Sitzmöbel ausschließlich natürliche Materialien, Ikea für die Möbel nur Holz mit FSC-Prüfzeichen.
Meine Prada-Tasche ist aus naturgegerbten Leder, die Accessoires von Xenia Bous aus erneuerbaren Rohstoffen und Stella Mc Cartney entwirft nur noch Ecofashion und das tolle daran: Öko ist nicht erkennbar.
Und dann wurde ich wach, es war ein schöner Traum. Dennoch bleiben Träume nur solange Träume, bis sie realisiert werden. Packen wir’s an, we can do it!
Birgitt Becker, Juni 2007